Passion's Fruit Blog

Wie fühlst du dich gerade…wirklich?

Und so spürt die eine oder der andere auch die Erleichterung, jetzt endlich weniger aktiv und happy sein zu dürfen. Wir können uns in dieser Jahreszeit wesentlich leichter erlauben, auch mal traurig oder melancholisch zu sein, mal keine Lust zu haben, mehr Zeit allein und drinnen zu verbringen.

Im Coaching spüre ich das sehr - und find es wunderbar. Als Coach mit ganzheitlichem Ansatz geht es in meiner Arbeit nicht primär darum, dass Menschen ausschließlich ihre Stärke, Gelassenheit und Happiness fokussieren. Es geht vielmehr darum, dass Menschen ihr ganzes inneres Spektrum erfassen, verarbeiten, leben und natürlich auch nutzen können. Dazu gehört die gesamte Bandbreite ihrer Gefühle (und was damit verbunden ist…) - auch die, die unsere Verletzlichkeit berühren. Gefühle sind in der Architektur unserer Innenwelt Signale, Wegweiser und Brücken.

Die Kraft der dunklen Jahreszeit für die persönliche Entwicklung

Doch das ist noch nicht alles, was der Herbst zu bieten hat. Er ist - wie alle Jahreszeiten - eine wunderbare Facette des ewigen Wandels. Durch den Aspekt der Vergänglichkeit repräsentiert er die Transformation sogar in ganz besonderer Tiefe: das einst Neue vergeht nun und schafft die Grundlage für wieder Neues (z.B. durch Samen und Erde, die aus altem organischem Material entsteht). Laubbäume, die nicht ohne Grund oft als Metaphern fürs Leben dienen, befreien sich von Früchten und Blättern und begeben sich in eine Ruhephase. Was von ihnen abfällt, wird Nahrung - für andere und sie selbst.

Diese Herbstqualitäten lassen sich natürlich auch wieder wunderbar auf unsere persönliche Entwicklung und innere Arbeit übertragen und dafür nutzen. Mit den folgenden Inspirationen möchte ich dich dabei unterstützen.

Transformations-Modus on!

Wer etwas in seinem Leben verändern möchte, hat jetzt einen ganz wunderbaren Startpunkt und kann sich dabei viel von der Natur abschauen - sich von ihr unterstützen lassen. Denn nachhaltiger Wandel beginnt innen und langsam. Ein Grund, warum die wenigsten Transformations- und Veränderungsvorhaben gelingen, besteht darin, dass wir uns zu schnell und stark auf Ziele, Ergebnisse und äußerlich sichtbare Aktion fokussieren. Doch Transformation beginnt (wie das Samenkorn in der Erde) weit vor dem ersten sichtbaren Handlungsschritt und braucht auch immer wieder Phasen, die sich vor allem der inneren Transformation und Ausrichtung widmen. Was nach Nichts und Stillstand aussieht, ist in Wirklichkeit das, was die größeren und bedeutsameren Effekte bringt und bewusste, gesunde Veränderung langfristig möglich macht. Durch wohltuende Reflexion (nicht Grübeln!), Ruhe und Spüren, Verarbeiten, Aufräumen und Bilanzieren, neugieriges Beobachten und Entstehen lassen halten wir den Kontakt zu uns selbst und legen die Grundlage für Entwicklung, die uns selbst entspricht. Anders als Bäume sind wir freier darin, wann und wie wir uns nach innen wenden. Das bedeutet jedoch auch: dafür bewusst Zeit - ja Phasen - einzuräumen, liegt in unserer eigenen Verantwortung.

Hello darkness, my old friend

Halloween, Allerheiligen und Allerseelen, Totensonntag - in der dunklen Jahreszeit feiern wir die dunkle Aspekte des Lebens feiern: Schatten, Vergänglichkeit, Tod. Und das ist gut so. Wir blenden die dunklen Aspekte des Lebens oft aus - und nehmen ihm dadurch etwas von seiner Ganzheit und Tiefe. Zudem befeuern wir dadurch Ängste, Abwehr- und Vermeidungsmechanismen. Warum nicht wirklich einmal dem Dunklen und den Geistern, die wir fürchten ins Auge blicken - den eigenen Schatten, versteckten und verdrängten Bedürfnissen und Sehnsüchten Aufmerksamkeit schenken. Oder Verstorbenen gedenken und sie feiern. Dafür musst du nicht religiös sein. Wer dir heilig ist, darfst du selbst entscheiden. Vielleicht möchtest du auch der Vergänglichkeit besondere Beachtung schenken: Vergangenes oder Verlorenes betrauern, verabschieden, loslassen. Nimm dir dafür bewusst etwas Zeit, kreiere gern auch Rituale. Allein oder zusammen mit anderen Menschen. Ganz wie du es brauchst und möchtest. Natürlich darfst du dir auch über diese speziellen Tage hinaus und abseits von ihnen Zeit dafür nehmen.

Es geht hier übrigens nicht darum, eine Winterdepression zu kultivieren. Wenn du dazu neigst, oder merkst, aus dem traurigen, dunkleren Fühlen wird eine kontinuierliche Stimmung, suche dir bitte unbedingt Unterstützung: oder am besten beuge vor!

Slow Down & Deep Dive

Während der Sommer dazu einlädt, aktiv und draußen zu sein, lädt der Herbst dazu ein, dass wir uns wieder mehr nach innen richten. Es ist die Einladung, Tempo und Produktivität runterzuschalten - langsamer, dafür wesentlicher zu werden. Es ist die Einladung, uns wieder mehr unserer inneren Tiefe zu widmen, unseren Gefühlen, Gedanken, Sehnsüchten nachzugehen. Mein Tipp ist: Nimm diese Einladung an - nimmt dir Zeit, schaffe Raum fürs Fühlen, Spüren und Nachdenken. Unterstütze dich dabei, nach innen und in die Tiefe zu gehen: Durch Yin Yoga, Meditation, Journaling, Lesen, Musik hören, Baden, spirituelle Praxis, Kuscheln, gutes Essen. Jaaa, Sinnlichkeit führt nach innen! Auch unseren Beziehungen und Begegnungen, sowie unserem Handeln können wir mehr Tiefe geben - z.B. indem wir bewusster auswählen, mit wem wir unsere Zeit verbringen und wie. Durch die Themen unserer Gespräche. Durch die Bedeutung, die wir unseren Gesten, unserem Verhalten und Handeln verleihen. Auf diese Weise laden wir uns und unser Leben von innen auf.

Es ist auch die Zeit, die Früchte des Jahres zu ernten, sie zu Ressourcen zu machen, die uns durch eine Ruhezeit tragen können: Welche Früchte deiner Arbeit, deines Handelns kannst du ernten? Wozu dürfen sie dir dienen? Wen und was in deinem Leben nähren sie? In welchen Bereichen ist die Ernte schlechter ausgefallen als erhofft? Was ist nicht gediehen? Zieh daraus nicht nur bzw. sofort Konsequenzen und Analysen. Nimm dir Zeit zum Fühlen und Integrieren. Kannst du nach getaner Arbeit, erreichten Zielen, eingefahrenen Erfolgen ruhen - oder "musst" du gleich weiter machen?

Fokus & Self Care

Leider leben wir kollektiv den Herbst- und Winter-Prinzipien eher entgegen. Die meisten von uns geben zum Ende des Jahres noch einmal so richtig Gas - und im neuen gleich wieder von vorn. Natürlich profitieren auch unsere Projekte von den Qualitäten, die wir jetzt, in der dunkleren Zeit, stärker ausleben - von tieferen Gedanken, komplexerem Fühlen. Doch unsere persönliche Energie möchte jetzt auch besonders gut eingeteilt werden, die (für uns) richtigen Themen und Projekte weise ausgewählt werden! Problematisch wird es, wenn wir vom Jahresendspurt-Hustle, in den Weihnachts-Hustle und direkt in den "Im-neuen-Jahr-richtig-durchstarten-Hustle" übergehen und wir uns an zu vielen, beliebigen und fremdbestimmten Themen verausgaben. So werden wir immer erschöpfter, uns selbst immer fremder - und landen im ewigen "nächstes Jahr wird alles anders" Kreisel. Jetzt auf Aufschieben zu schalten, d.h. eigentlich für uns Wichtiges aufs neue Jahr zu vertagen, ist allerdings auch keine Lösung. Nichts gegens Treiben-Lassen! Doch meistens ist es erstmal ein Wegsehen - von dem, was eigentlich unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordert. Das erzeugt nur inneren Druck und verhindert am Ende, dass wir uns wirklich auch einmal treiben lassen können. Nimm dir also gern etwas Zeit und befasse dich damit, wie und worauf DU deine Energie verteilen möchtest. Triff klare Entscheidungen, bevor sich dein Kalender von selbst füllt. Denke gern rechtzeitig an die Feiertage: wie möchtest du diese Zeit für dich und deine Liebsten gestalten? Befasse dich auch damit, wie du deine Energie pflegen möchtest, um gut durch die dunkle Zeit zu kommen. Was brauchst du dafür? Wie kannst du dafür sorgen?

Ich glaube übrigens, dass wir in der dunklen Jahreszeit und um die Feiertage herum so "geschäftig" werden, hat viel damit zu tun, dass wir die Qualitäten der dunklen Jahreshälfte kollektiv noch nicht zu schätzen und zu nutzen gelernt haben. Sie auch ein bisschen fürchten. Es sind Qualitäten, die in unserem Leben zu kurz kommen - die wir geradezu aus unserem Leben und Alltag verdrängen: Dunkelheit, Langsamkeit, Stille und Ruhe, Stillstand, innere Arbeit wie Reflexion, Verarbeiten, Empfangen, das Innehalten und das Spürens. Solange das so ist, darf jede:r für sich einen Weg suchen, sich etwas mehr davon in sein Leben zu holen.  Mit diesem Beitrag möchte ich dich ermutigen, diese Qualitäten wieder mehr in dein Leben zu bringen. Wenn wir lernen, die Qualitäten der dunklen Jahreszeit mehr zu leben, dient das nicht nur unserer persönlichen Entwicklung, sondern auch unserer ganzheitlichen Gesundheit.

Vielleicht hast du Lust, die Zeit zwischen den Jahren zu nutzen, diesem Thema etwas mehr Raum zu geben? Im nächsten Beitrag bekommst du dafür ganz konkrete Unterstützung an die Hand.